Einzelnen Beitrag anzeigen
Alt 28.01.2024, 13:44   #14
Unschärfe
 
 
Registriert seit: 17.01.2024
Beiträge: 115
Zitat:
Zitat von DerGoettinger Beitrag anzeigen
... ich hoffe, Unschärfe, mit dem ich mich dazu auch schon direkt ausgetauscht habe, schreibt noch was dazu )..

Guten Morgen,

danke noch mal für das nächtliche Gespräch :-)
Vielleicht mal von vorne:

Ich fotografierte die letzten Jahre ausschließlich im Großformat, wo meine Negative 4x5inch (4:5), 13x18cm (2:3) oder 30x40cm (3:4) haben können.

Meine Überlegungen im Zusammenhang mit dem gezeigten Bild kreisten um folgende Gedanken:
Da bei diesen Negativ-Flächen genügend entbehrliches Fleisch ums Motiv sein darf, welches ich beim Vergrößern beschneiden/wegschneiden kann, glaube ich, relativ offen fürs Endformat zu sein, und sich womöglich eine andere (nicht zwingend bessere) Sichtweise als seinerzeit mit der KB-Kamera und ihrem engen Formatkorsett entwickelte.

Ich konzentriere mich jedenfalls intensiv auf das finale Bild, und dies ja bereits auf meinen großen Mattscheiben; was später weg kann, kommt eben weg.


Vorliegend Erstgezeigtes entsprach sofort meiner eigenen Vorstellung dieses Motives, meiner Sichtweise, wäre ich vor Ort gewesen; aber ich hatte darin auch ein ziemlich anderes Bild gesehen, worüber ich mich dann privat mit dem Göttinger austauschte, und eine Bestätigung sowie die Anfrage, ob wir das hier im thread ebenfalls thematisieren wollen, erhielt.
Finde ich gut, weil ich nur dazulernen kann, wenn es weitere Ansichten zu überdenken gilt.

Mit meinem (ausdrücklich gewünschten) Beschnitt direkt oberhalb der weißen Linie im Vordergrund habe ich das Format etwas verkürzt, oder entlängt, was m.E. dem Bildinhalt entgegenkommt.
Der Hintergrund wirkt auf mich in etwa wie eine Theaterkulisse- eher in die Breite denn in die Höhe.

Viel Vordergrund kann grundsätzlich hervorragend ins Bild ziehen; im Original stimmen mir zwar die Proportionen, jedoch stolpert mein Auge dort sofort über die Bordsteinkante da unten.
Dies führt bei mir im Weiteren zu einem erzwungenen und unruhigen Hinundher meines Blickes, auch bleibe ich hauptsächlich im Bereich der Bank verhaftet.

Mit dem Beschnitt passierte nun Folgendes:
Das Bild wird sehr ruhig, sehr statisch, in der Perfektion von Ausrichtung und Symmetrie schon fast klinisch.
Das Auge kann in Ruhe wandern, und erfaßt nun auch den Hintergrund deutlicher, der bekommt jetzt eine größere Wichtung.

Mir ergibt sich hieraus eine Komposition, welche etwaige Erwartungen wie "ich hätt gern eine Taube/eine Person/einen Hubschrauber im Bild" als Ebensolche dastehen lassen können, wenn der Fotograf nicht grundsätzlich Erwartungen bedienen möchte.
Es gibt neben der homogen ins Szenario integrierten Bank - sehr präsent, aber nicht zu aufdringlich - und dem räumlich distanzierten, dabei aber keinesfalls verlierenden Hintergrund genug Details im Bild, die das Auge zu fesseln vermögen.

In kurzen Worten:
Mit Beschnitt finde ich das Bild in sich geschlossener, und die Aussage verändert sich.
Die Ruhe lädt auf diversen Ebenen zum Verweilen ein - im Bild, auf der Bank..

Ulli, magst Du dann mal meinen Beschnitt neben Dein Original hier reinstellen, ich durchblicke den hiesigen Bilderupload noch nicht.
Unschärfe ist offline   Mit Zitat antworten